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→ wellpappe

Sie inspiriert Designer zu modernen Betten und Lounge-Stühlen. Sie ist Werkstoff für künstlerische Projekte, Werkstoff für Figuren und Skulpturen, rund um die Welt beheimatet, immer fest bei der Sache und häufig unterwegs. Doch in erster Linie ist sie der Klassiker unter den Verpackungen, seit fast 150 Jahren auf einem Siegeszug, der so leicht nicht zu übertreffen ist.

Wellpappe ist, dem Verband der Wellpappen-Industrie e.V. folgend, das am häufigsten gewählte Transport-Verpackungsmittel. 

Der Absatz mit Wellpappe, so heißt es, steige seit Jahren kontinuierlich an. Doch das verwundert nicht: Wellpappe gilt als ausgesprochen adäquater Packstoff, um die Wertschöpfung in Lagerung, Transport und Verkauf durch ein günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis zu erhöhen. Das Besondere an Wellpappe ist eigentlich das Alltägliche: Die leichte und zugleich sehr robuste, widerstandsfähige Pappe gilt nicht nur logistisch als Allrounder, sondern durch moderne Bedruckungstechniken auch als innovative Lösung, um heute beispielsweise Produktumverpackungen zu schaffen, die den hohen Konsumenten-Ansprüchen entsprechen (Beispiel: Kosmetik-Packung). 

Wellpappe ist ein Leichtgewicht, weil sie eine geringe Masse (bezogen auf die Fläche) hat, doch ein echtes Schwergewicht in der Logistik.

Das Variantenreichtum der Wellpappe ist groß

Die hohe Steifigkeit des Materials macht es interessant für eine ganze Reihe von Verpackungsvarianten. Einseitige Wellpappe (aus einer Papier-Schicht und einer Welle) kann gerollt werden; einwellige, zweiwellige und dreiwellige Wellpappen, liegen bogenförmig vor; wobei eine ebene Lage des Bogens für die weitere Verarbeitung überaus wichtig ist. Zu beachten ist dies etwa bei der Verklebung; denn Feuchtigkeitsverluste können zu einer (etwa für die Bedruckung) unerwünschten Schrumpfung führen, die schon rein äußerlich erkennbar ist. Die einwellige Wellpappe besteht aus zwei Deckschichten, die eine Pappwelle - im Aussehen ähnlich wie ein gerafftes Stofftuch - einschließen. Die zweiwellige Wellpappe umfasst zwei äußere Deck- und eine Zwischenschicht mit zwei Wellen. Bei der dreiwelligen Wellpappe sind es jeweils zwei äußere und zwei innere Papier-Schichten, die insgesamt drei Wellen separieren. 

Bei der Ausformung der Wellen gibt es definierte Möglichkeiten, doch können bei zwei- und dreiwelliger Wellpappe auch unterschiedlich wellige Lagen kombiniert werden. Diese Konstruktionsart beeinflusst, welche Merkmale die Wellpappe am Ende aufweist. Deren Güte bemisst sich letztlich aber nicht allein an der Wellenart (grob, mittel, fein, feinst - mit den Buchstaben A, C, B und E gekennzeichnet), sondern auch an der Höhe und an der Teilung der Welle (gemessen in Millimetern). Um die Qualitäten der Wellpappe abzugrenzen, gelten drei Eigenschaften als besonders relevant: die Berstfestigkeit, der Durchstoß-Widerstand und der Kantenstauchwiderstand.

Messbarkeit von Wellpappe-Eigenschaften

Wiederstandsfähigkeit

Wofür die Wellpappe geeignet ist, ergibt sich aus folgenden Erfordernissen, die mehr oder minder stark ausgeprägt sein können: Widerstand bei hohen Belastungen, Widerstand bei punktuellen Belastungsspitzen (Durchstoßen) und Widerstand der Welle bei direkter Krafteinwirkung. Entsprechend klassifiziert können Wellpappen für die verschiedensten Verpackungen taugen und den Anforderungen gemäß gewählt werden. 
Wie robust eine Wellpappe-Verpackung ist, wenn sie gestapelt gelagert wird, verrät der Kantenstauch-Widerstand (erfasst als ECT-Wert im Edge Crush Test). Eher für den Transport sehr wichtige Größen sind die Berstfestigkeit der Verpackung und deren Durchstoßwiderstand. Nach DIN 55468 gibt es mindestens acht einwellige und vierzehn mehrwellige Sorten Wellpappe, die nach den drei genannten Kriterien (Berstfestigkeit, Durchstoßwiderstand, ECT-Wert) hinsichtlich Robustheit, Stärke und Formerhalt tabellarisch erfasst sind.

Querschnitt

Wellpappen sind nicht nur die Transport-Verpackung Nr. 1, sie müssen in weiteren spezifischen Merkmalen allen logistischen und industriellen Prozessen der Verarbeitung genügen. So unterscheiden sich die Pappen schon durch die Dicke. Abhängig davon, wie hoch das Profil einer Welle ist, kann auch die Gesamtdicke der Pappe verschieden ausfallen. Entsprechend gilt dies für zwei- und dreiwellige Papp-Erzeugnisse, bei denen die einzelnen Wellen nicht immer nur gleiche, sondern oft auch unterschiedliche Teilungen und Höhen aufweisen.

Biegesteifigkeit

Um Wellpappen optimal zu nutzen, dürfen diese nicht leicht zu biegen sein. 

Man spricht von "Biegesteifigkeit" der Wellpappe. Je steifer eine Pappe ist, desto besser lässt sie sich in aller Regel auch verarbeiten und für Lager- und Transportprozesse einsetzen. Nicht nur der Widerstand der einzelnen Kante (Belastung senkrecht zur Wellenachse), sondern auch beim Stauchen (Gesamtbelastung der Verpackung; bezeichnet als "Flachstauch-Widerstand") ist für die gesamte Robustheit des Materials zu betrachten.

Die Be- und Verarbeitung von Wellpappe

Da Verpackungen wie Schachteln aus bogenförmiger Wellpappe gestanzt oder geschnitten werden, ist auch der Feuchtigkeitsgehalt des Materials eine Entscheidungsgrundlage für die optimale Verarbeitung.

Die Deck- und Mittelschichten

Noch gar nicht angesprochen wurden die gewählten Papiersorten, aus denen Decken- bzw. Zwischenschichten und die Wellen-Schichten des Packstoffes hergestellt werden. Sie sind für die Material-Entwicklung (Aufbau der Wellpappe) und deren Verarbeitung ebenfalls wichtige Kriterien. Unterscheiden lassen sich drei Deckenpapier- ("Liner") und zwei Wellenpapiersorten ("Fluting"). KL-Deckenpapiere bestehen aus Kraftzellstoffen (Gewinnung durch Auskochen von Holzschnitzeln in Natronlauge), also "frischen" Rohstoffen, und beigemengten Altpapier-Stoffen aus Kraftpapier. Diese Deckenpapiersorte wird als "Kraftliner" bezeichnet und in vier Untersorten hergestellt (einseitig gestrichen, geflammt, gebleicht, ungebleicht). Die ungebleichte Variante (braun) ist gängig, ebenso wird auch die gebleichte Variante (weiß) oft verwendet. TL-Deckenpapier ("Testliner") sind ein- oder zweilagig, fast überwiegend aus Recyclingstoff produziert. Papiere in einer Lage, die vollständig aus Altpapier hergestellt werden, sind "Schrenz-Papiere". Alle drei Sorten werden benötigt, um die Vielzahl von Wellpappe-Varianten zu produzieren.

Die Wellen

Die Wellen selbst bestehen aus Halb-Zellstoff-Papier, das insgesamt relativ fest ist. (Halbzellstoff ist die Stufe zwischen feinerem Zellstoff und Holzstoff. Holzstoff enthält dabei einen höheren Anteil eines Stoffes, der Papier vergilben lässt: Lignin.) Alternativ können die Wellen aus Altpapieren hergestellt werden, die so verleimt sind, dass sich die Festigkeit erhöht. Wellenrohpapiere müssen zudem auch mit den verwendeten Deckenpapieren sehr gut verklebbar sein. Die Wellenrohpapiere werden durch Erhitzung und Befeuchtung - unter Druck - zu den für die Pappe charakteristischen Wellen geformt. Direkt nach der Ausformung werden die Wellen mit Leim auf Wasser-Stärkebasis bestrichen und von Deckenpapier ein- oder beidseitig bedeckt. Einfache und leichte Materialien ergeben im Resultat einen robusten Packstoff. Die Bahnen aus Wellpappe werden nach Format gerillt und geschnitten; im weiteren Verlauf entstehen durch Spezialmaschinen so bekannte Verpackungslösungen wie Displays (mit Bedruckung haben diese Präsenterfunktion im Ladengeschäft), Schachteln, Gefache und weitere Verpackungen, die zum Beispiel gestanzt werden. Feinstwellenpappen können zunehmend gut bedruckt und verarbeitet werden, weshalb sie auch als Primärverpackung für hochwertige Produkte eingesetzt werden. Der Packstoff kann zusätzlich durch Beschichtung mit Wachs oder Kunststoff, aber auch durch eine Lack-Veredelung aufgewertet sein. Wird der Packstoff mit einem dafür geeigneten Mittel durchtränkt (imprägniert), steigt die Verwendungsmöglichkeit der Verpackungsvarianten weiter. 

Wellpappen sind nicht nur die gefragteste Transport-Verpackung überhaupt, sondern grundsätzlich vorteilhaft, weil sie günstig herzustellen sind, sehr leicht recycelt werden können - und daher ökonomisch-ökologisch interessant bleiben.

Einige Vorzüge von Wellpappen: 

  • Wellpappen werden nach DIN-Norm 55468 T1 produziert. Diesen Standard legte der Verband der Wellpappen-Industrie e.V. fest. Die Norm garantiert, dass alle Abnehmer der Verpackungen die angeforderte Güte und Qualität erhalten. 
  • Wellpappe schützt bei Lagerung und Transport, denn das Material ist durch die eingeschlossenen Wellen einerseits robust, andererseits kann es flexibel genug reagieren, um Stöße abzuwehren. Wie stark eine Wellpappe für das jeweilige Packgut geeignet ist, ergibt sich aus Werten wie Berstfestigkeit, Durchstoßwiderstand und Kantenstauchwiderstand (ECT). Auch Dicke, Widerstand gegen das Flachstauchen, Stanz- und Schneidbarkeit sind wichtige Kriterien, die eine produktspezifische Auswahl vereinfachen. 
  • Wellpappe überzeugt durch die hohe Tragfähigkeit der einfachen, aber effizienten Kombination von festen Deckenpapieren und stabilisierenden Papierwellen (Bögen). Wie ein Stoßfänger im Auto kann Wellpappe die Stoßenergie während des Waren-Transportes oder während Stürzen abmildern.
  • Die Kosten-Nutzen-Effizienz von Wellpappe ist hoch. Gerade deshalb, weil sie zu überschaubarem Preis verhältnismäßig vielseitig ist - und erwiesenermaßen in ihren Varianten auch viel leistet - ist sie rund um den Globus verbreitet; vor allem aber auch in Deutschland ein sehr gefragtes Produkt.
  • Wellpappen können maschinell ausgezeichnet verarbeitet werden. Die daraus resultierenden Erzeugnisse - darunter Schachteln - sind zum Beispiel aus dem Versandhandel nicht wegzudenken. Auch Verpackungen auf Maß können produziert werden. Über die standardisierten Verpackungen hinaus gibt es also viele Optionen. 
  • Weitere Ausrüstung und Veredelung, etwa mit Lacken, machen Wellpappen zu Verpackungsartisten, die etwa als Display den Weg in die Läden finden. Dort übernehmen die Displays eine Präsenterfunktion. Wellpappe ist auch die Basis für die Herstellung von Paletten.
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