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Wer sein Wohnzimmer mit modernster Unterhaltungselektronik zum Heimkino aufrüstet, im Supermarkt immer volle Regale und Frische verlangt, sich über beste Ausstattungen im Auto (bei akzeptablen Preisen) freut – und Online-Bestellungen schon am nächsten Tag – innerhalb von 24 Stunden – erwartet, ahnt oft nicht, dass diese Ströme aus Waren, Gütern und Dienstleistungen nicht einfach ein Hexenwerk sind.

Material-, Zeit- und wirtschaftliche Ressourcen optimiert und verteilt eine ausgefeilte Logistik, die heute rund um den Globus dafür sorgt, dass (fast) nirgendwo mehr Stillstand herrscht. Je mehr logistische Vorgänge das tägliche Leben beeinflussen und bereichern, desto komplizierter werden diese in ihrer Gesamtheit.

Dabei liegen die Ursprünge der Logistik weit zurück, eigentlich im Militärwesen. Die Kriegsführung zeigte, dass nur die fortwährend überlegte Planung und die wirtschaftliche Organisation des Militärwesens auch langfristige Erfolge verhießen. Zu dieser Erkenntnis gelangten schon die Römer. Weil deren Truppen agil und dynamisch handeln sollten, mussten auch die notwendigen Bedingungen dafür geschaffen werden. Wer aus der Truppe wann und wo eine Unterkunft fand, etwas zu essen bekam und zum Beispiel ein Pferd als Transportmittel fand, unterlag – im wahren Wortsinn – detaillierten Schlachtplänen, die auch an Nachschub und die Neuordnung von Transportwegen zu denken hatten. Bis zum Zweiten Weltkrieg blieb die Logistik eng mit militärischen Fortschritten verzahnt. Doch ansteigende Bevölkerungszahlen, stetig wachsende Bedürfnisse hinsichtlich Waren, Gütern und Dienstleistungen, moderne Transportmittel wie Eisenbahn und Flugzeug, darüber hinaus ökonomische Vorgaben, entwickelten die Logistik vor allem in den letzten 40 Jahren - und das immer schneller - zum unverzichtbaren Bestandteil des zivilisierten Lebens.

Dabei gibt es die eine Logistik eigentlich gar nicht, sondern vielmehr bestimmte Teilgebiete, die einander nach Bedarf ergänzen und vervollständigen:

  • die Beschaffungslogistik,
  • die Produktionslogistik,
  • die Distributionslogistik
  • und die Entsorgungslogistik.

Die Beschaffungslogistik

ist die Wurzel einer geregelten Fertigung und des fortlaufenden Vertriebes von Waren oder Dienstleistungen. Einkaufen, bestellen, abrufen, transportieren, lagern und zur Verfügung stellen sind die Aufgaben einer zweckvollen Beschaffungslogistik. Neben der flexiblen Lieferung und sicheren Versorgung sind insbesondere die Kosten bestimmend: Experten entscheiden über die Einkäufe nach definierten Qualitätsstandards zum günstigen Preis. Sie optimieren den Zustrom ins Lager, wobei sie die Bestände - und so auch die Lagerkosten - kontrolliert niedrig halten. Um die Lagerziele zu erreichen, kaufen Beschaffungslogistiker bei Einzelquellen (Single Sourcing) und bei einer Auswahl von Anbietern (Mehrquellen-Beschaffung). Immer flexibler, immer eiliger, immer bedachtsamer – und das kostengünstig: So wählerisch zeigt sich die Beschaffung in einigen Branchen (z. B. Automobil) zu: „Just-in-time-Lieferungen“, also die Anlieferung von Produktionsmaterialien in genau jenem Moment, in welchem diese Materialien benötigt werden, sind nur ein Beispiel. „Just-in-Sequenz-Lieferungen“ sind noch vielschichtiger, weil nicht nur der Zeitpunkt abgestimmt sein muss, sondern die Reihenfolge mit Produktionsprozessen abgestimmt sein sollte.

Die Produktionslogistik

fungiert als Schnittstelle zwischen dem Einkauf und dem kontinuierlichen Absatz von Waren oder Dienstleistungen. Logistiker nutzen hier die gewaltigen Spielräume, um geschmeidig auf aktuelle Entwicklungen des Marktes zu reagieren. Über Erfolge oder Havarien von Unternehmen entscheiden beispielsweise der Standort einer Fertigung, verfügbare Kapazitäten in der Produktion und die gezielte Bereitstellung und Beförderung von Material innerhalb des Betriebes. Erfahrene Produktionslogistiker berücksichtigen bei der Auswahl von Lieferanten und Fertigungsterminen sogar jahreszeitliche Schwankungen und Bedürfnisse – und spezielle Wünsche der Abnehmer. Wie häufig gilt: Zeit ist Geld. Ein wichtiges Anliegen der Produktionslogistik ist es deshalb, den Stillstand von Maschinen, Material und Mitarbeitern zu minimieren.

Die Distributionslogistik

optimiert die Absatzwege und alle Entwicklungsgänge, die dazu beitragen, dass Produkte und Dienstleistungen möglichst rasch für die Abnehmer verfügbar sind. Weil aber die Kosten für das Lager und den Transport von Waren mehr denn je zu einem Wettbewerbsfaktor werden, verkürzen sich die Zeiträume zwischen Produktion, Bestellung und Auslieferung immer stärker. Computersteuerung und stark angepasste Vertriebsstrukturen leisten dem Vorschub. Was oft kurzfristig geordert wird, gelangt über eine optimierte Lagerhaltung und die Auswahl geeigneter Transportmittel prompt zum Kunden. Damit vertraglich vereinbarte Fristen eingehalten werden, arbeiten Distributionslogistiker an immer neuen Ideen, um die Verlässlichkeit bei gleichzeitig geringen Ausgaben zu erhöhen.

Die Entsorgungslogistik,

einst nur mit der geordneten Beseitigung von Abfällen assoziiert, wird heute immer mehr auch zu einer Recyclinglogistik, bei der die Rückgewinnung von Werten bedeutsam ist. Die Entsorgung, gerade von Problemstoffen, ist in vielen Fällen sehr teuer. Deshalb achten Entsorgungslogistiker darauf, dass bereits im Produktionsverfahren ein Umdenken einsetzt: Weniger Abfälle – mehr Materialien, die sich aufbereiten lassen. Diese Aufbereitung umfasst das Recycling oder die energetische Verwendung (durch das Verbrennen). Damit die Entsorgung gesetzmäßig geschieht, werden die Abfallstoffe gesammelt und nach Gruppen sortiert.

Die Logistik wird viel zu häufig auf die Begriffe „Transport, Umschlag und Lagerung“ reduziert. Dabei summieren sich hier alle Informationen und Güterströme innerhalb von Unternehmen – und außerhalb. Sie werden von Experten, den Logistikern, geplant, beschafft, dirigiert, abgestimmt, organisiert und einer ständigen Beobachtung unterworfen, die dazu dient, dass kommende Logistik-Prozesse noch geschwinder, bezahlbarer und unter anpassungsfähigen Rahmenbedingungen ablaufen, obwohl sie gleichzeitig immer kniffliger werden.

Kein Wunder also, dass es längst eine ganze Reihe von externen Logistik-Dienstleistern gibt, die Unternehmen mit ihrem Spezialwissen und -angebot unterstützen. Die gesamte Branche (darunter Transport) ist in Deutschland besonders leistungsfähig. Speditionen übernehmen den Verkehr zu Land, zu Wasser, in der Luft und auf der Schiene. Lagerdienstleister, spezialisierte Logistikdienstleister, die als Outsourcing-Partner wichtige Funktionen des Handels und der Industrie übernehmen, und Paketdienste leisten ihren Beitrag dazu, dass Güter jederzeit – beinahe unbegrenzt – und an jedem Ort verfügbar sind: national und international.

Die Bundesvereinigung Logistik (BVL) fasst auf ihrer Website zusammen, was die signifikanten Veränderungen in der Logistik innerhalb weniger Jahrzehnte ausmacht: „In den vergangenen 40 Jahren hat sich die Logistik sowohl als wissenschaftliche Disziplin als auch in ihrer Bedeutung für die unternehmerische Praxis radikal verändert. Logistik ist heute ein ganzheitlich planendes und steuerndes Führungsinstrument – innerhalb von Unternehmen ebenso wie in regionalen, internationalen oder globalen Produktions- und Lieferantennetzwerken. Anforderungen wie Sicherheit, Zuverlässigkeit und Umweltschutz oder Risikomanagement und Compliance sorgen für zusätzliche Komplexität.“

Das heißt im Klartext: Die Aufgaben der Logistik verändern sich ständig in zunehmendem Tempo. Weltumspannende Netzwerke, der rasche Informationsfluss von Internet und Intranet, vor allem aber neue Produktions- und Lagertechniken werden mittelfristig dazu führen, dass die Fertigung vielschichtiger und spezifischer ausfällt.

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